Samstag, 17. März 2012

Freitag und Samstag, 16.+17.3.

In Delhi gibts nicht mehr viel zu tun und ich gehe mal in den MainBazar zum Shoppen. Ein paar Minimitbringsel muessen ja wohl drin sein und tatsaechlich finde ich auch fuer meine Ohren und das Handgelenk noch ein paar dekorative Dinge ;-)
Die Luft ist schlecht und ueber der ganzen Stadt haengt eine Dunstglocke.

Heute packe ich das Rad in Frischhaltefolie, die ich im einzigen Supermarkt um die Ecke bekomme, aber obwohl ich schon gleich 3 Rollen gekauft hab, bin ich noch nicht zufrieden und gehe noch mal los, um 2 weitere Rollen zu besorgen und dann hab ich auch ein gutes Gefuehl.

Bestelle noch ein Taxi fuer morgen und packe alles soweit zusammen.

Abschlussfazit fuers Erste:

Indien auf jeden Fall wieder
Das Fahrrad mitzunehmen war keine gute Idee, aber letzlich vor Ort ein Luxus und die Entscheidung, die ich dann hier getroffen habe, war richtig. Ich waere sonst nur auf der Strasse gewesen und haette die Staedte im Schnelldurchgang abgrasen muessen, was nicht mein Reisestil ist.

Wenn eine Fee kaeme und ich haette 3 Wuensche frei fuer Indien, dann waeren es diese:

Ich wuerde mal Milliarden von Abfalleimern aufstellen - die Hupen aus den Autos und die Mikrofone der Moscheen abstellen - und wuerde den Maennern gutes Benehmen beibringen.

Es war super, schoen, aufregend, spannend, abenteuerlich, heiss, kalt, dreckig, laut, farbenfroh, sonnig, nervig, anstrengend, aber auf jeden Fall komme ich wieder........




Freitag, 16. März 2012

Mittwoch, 14.3. - Donnerstag 15.3.

Sehe gerade, dass mein Post verschwunden ist, also noch mal:
Kurz vor Mathura halten wir in Gokul. Die beiden sprechen einen Mann an einer Ecke an, wir steigen aus und folgen ihm um unzaehlige Ecken, Gassen, durch Haeuser durch bis wir an einem Tempel angelangt sind. Vorher wird die Zeremonie ausfuehrlich erklaert und Vikas uebersetzt: man darf hier nicht stehen, sondern nur sitzen und am aEnde bekommt man was in die Hand, was man zu akzeptieren hat. So woertlich !!! Wir gehen rein und im ersten Raum sitzt eine Gruppe, die einem Priester lauscht. Der 2. Raum ist sehr bunt ausgeschmueckt mit vielen Spiegelmosaiken, die Figuren darstellen. Vorne sitzt ein Priester und auf einer Art Buehne sieht man mehrere Goetterstatuen, die in bunte glitzernde Kleider gehuellt sind. Ganz vorne sitzt eine kleine Statue auf einer Art Hollywoodschaukel. Alle hoeren gebannnt zu, was der Priester erzaehlt und die vorderste Reihe bekommt am Ende einen roten Schal umgehaengt, einen Blumenkranz eher lieblos auf den Kopf geschmissen und ein paar Paeckchen mit in Zeitung gewickelten Suessigkeiten.
Zwischendurch unterhaelt sich einer mit mir, das uebliche und er meint, ich haette grosses Glueck, dass ich heute hier bin, denn es sei Krishnas GEburtstag, also bitte, was will ich mehr.
Wir rutschen auf dem Hosenboden immer nach, eine super Idee, um den Boden immer schoen blank zu halten. Als wir dran sind, duerfen wir auch alle an der Kette ziehen, die die kleine Statue auf der Schaukel zum Schwingen bringt. Nicht ohne, dass man sich dabei was wuenscht.
Dann gehts zu einer Art Kasse, wo es eine BEscheinigung gibt, fuer die Spende, die man selbstverstaendlich hinterlassen hat.

Weiter zum naechsten Tempel, sehr gross, recht schoen, aber fuer mich immer alles so unverstaendlich und ich trippel einfach hinterher. Hier herrschen strenge Sicherheitsvorschriften und man muss alles abgeben und darf dementsprechend auch nicht fotografieren, was hier in ganz vielen Tempeln der Fall ist. Dann kommen wir in einen Raum, in dem wieder viele Menschen auf dem Boden sitzen und gebannt auf eine geschlossene doppelfluegelige Tuer schauen. Wir sitzen auch und schauen mit, ich denke, sie warten auf den Beginn einer Art Zeremonie, aber dann wird die Tuer geoeffnet und alles jubelt den zu sehenden Goetterstatuen.

So gehts weiter und wir fahren in den naechsten Ort, der so aehnlich heisst wie Vivindram. Scheint ein bedeutender Pilgerort zu sein. Hier sind Unmenge von Sadhus und sehr viele westliche Menschen, Frauen und Maenner, die anscheinend ihren religioesen Standpunkt gewechselt haben. Schauen sehr gluecklich drein und erinnern so ein bisschen an die Bagwan Typen. Nach einer weiteren Jubelfeier in einem weiteren Tempel kommen sie dann die Strasse runter, werfen die Arme in die Luft und rufen ganz happy: HARE KRISHNA. Es sieht irgendwie zum piepen aus und ich muss an mich halten, dass ich nicht laut lache. So nach dem Motto: Jede Zelle Deines Koerpers ist gluecklich, jede Zelle Deines Koerpers fuehlt sich wohl. (Wer mehr wissen will, kann unter " koerperzellenrock" auf YOUTUBE schauen.)

Wir bummeln durch die Gassen und ich hab keine Lust mehr auf Tempel und setze mich solange in eine Ecke und beobachte das Treiben auf der Gasse.

Dann erklaeren die 2, dass sie ihren Plan geaendert haben und nicht in Mathura bleiben wollen. Angeblich wollen sie noch andere Tempel besuchen, mich aber erst in einem guten Hotel untergebracht wissen. Das gestaltet sich schwierig und wir muessen einige ansteuern, bis mal eines meines Anspruechen genuegt. Dafuer ist es dann auch teuer genug. Wir verabschieden uns und ich denke mir wieder mal dass es doch nicht ganz einfach ist, mit unbekannten Menschen eine Zeit zusammen zu reisen. Zumal nur Vikas gut englisch spricht. Die Ansprueche, jedenfalls in dem Fall sind doch sehr unterschiedlich. Aber es war soweit o.k.

Im Hotel gehe ich ins Restaurant, esse was, aber hier gibts kein Bier, ist schliesslich ein Family Restaurant, nicht dass die lieben Kleinen schon allzu frueh mit den Suenden der Welt konfrontiert werden.

Donnerstag:

Aufgesattelt fahre ich zum Bahnhof und muss als erstes mal in einer Schlange fuer das Ticket anstehen. Die stehen hier Mann an Mann und ich bin heilfroh, dass es eine extra Frauenreihe gibt.So dicht, dass man jede Koerperform erspueren kann, das will ich mir in einer Maennerreihe gar nicht vorstellen, neeeeneeeeneeee. Hinter mir die Dame popelt in der Nase und ich bin nicht sicher, was sie mit dem Ergebnis gemacht hat, aber sie hat sich auf jeden Fall auch ein bisschen an mir festgehalten.
Auch hier versuchen sich, ein paar Lady's vorzudraengeln und muessen von einem Officer streng und unter Zuhilfenahme eines Stockes wieder in die Schranken gewiesen werden, jaja sooooo gehts ja nun nicht.
Als ich dann schon nach 45 min. dran bin, sage ich nur : nach Delhi und habe kurz darauf den Fahrschein in der Hand. Als ich nach der Uhrzeit frage, meint sie nur mit unbewegter Miene: Enquiry (Auskunft). Herzlichen Dank fuer die zuvorkommende Antwort ;-) . Dort stehen weitere 20 Leute und es ist klar, dass ich hier nicht weiter komme. Da ich ja eh noch das Ticket fuer das Fahrrad buchen muss, gehe ich zum Parcel Office, die werden schon wissen, wann der naechste Zug nach Delhi geht. Ist dann auch so, allerdings erklaert er mir, dass ich nur bis Nizzamudin fahren kann, ist  4 km vor Delhi. Kein Problem. Fahrradsattel wird mit einem Sack eingenaeht, beschriftet und ich folge einem, der das Fahrrad nimmt, ich mein Gepaeck und ueber 2 Bahnsteige bzw. Gleise hinweg, die nicht nur hoch sind, sondern es stinkt hier auch erbaermlich. Wir laufen ans Ende, wo schon weitere Sperrgueter stehen. 15 Min. spaeter trifft der Zug ein und das Rad steht quasi vorm Gepaeckwagen, also schnappe ich meine Taschen und suche mir ca. 10 Wagen weiter einen Platz.
Angekommen, ca. 13:30,  laufe ich wieder zum Gepaeckwagen und will mein Fahrrad in Empfang nehmen, aber obwohl hier schon kraeftig ausgeladen wird, ist vom Fahrrad nichts zu sehen. Ich frage einen, der alle moeglichen Papiere abzeichnet aber der weiss von nichts. Dann geht er gelangweilt von dannen. Es ist ja nicht nur so, dass ich die 3 Taschen zu schleppen habe, es ist auch gerade Mittagshitze und sauheiss.
Ich latsche zum Parcel Office und schildere Mr. 1 mein Problem. Er will wissen, mit welchen Zug ich gekommen bin, Ticket usw. Was weiss ich wie der Zug heisst, es ist der, der als letztes aus Mathura hier angekommen ist, die kommen ja nicht minuetlich.
Gut, sie haben gerade Mittagspause, da ist so ein Problem seeeeeehr unguenstig. Nebenan ist das Buero des Chefs, da soll ich warten. Der kommt nach ca. 30 min. und setzt  sich sehr entspannt in seinen Sessel, der mit einem grossen Frotteetuch behaengt ist. Das braucht der eigentlich nicht, denke ich mir, denn nach schwerer Arbeit sieht sein Job nicht aus. Mr. 2 kommt ebenfalls hinzu und spricht im Gegensatz zum Chef recht gut englisch. Ich schildere ein 2.mal mein Problem und dann tel. Mr.1, Mr.2 und Chef quasi gleichzeitig aber ohne ,dass ein Gespraech stattfindet. Klar, keiner erreichbar, obwohl hier alle Welt den ganzen Tag und die ganze Nacht telefoniert, aber wenns mal dringend ist, geht keiner ran oder wie??????????????
So geht es eine ganze Weile, zwischendurch kommen Freunde vorbei, es wird gelacht, ach ja und meine Fusskettchen sind ja so schoen und eigentlich ist die Atmosphaere sehr entspannt. Wenn da nicht ich mit meinem Problem waere und ich bin keinesfalls entspannt und habe ein sehr komisches Gefuehl im Bauch.
Jedenfalls ist es mittlerweile ca. 14:30 und nichts passiert. Man erklaert mir nichts weiter sondern immer nur auf meine Fragen hin.
Dann fahren Mr.2 und Chef mit dem Roller weg und wollen mein Rad suchen. Ich frage mich nur wo, denn nach Mathura fahren sie sicher nicht und wo soll es denn sonst sein?  Er meint nur, dass braucht seine Zeit und ich solle warten. Ja, leicht gesagt.
Kurz vor deren Abreise kommt ein weiterer Freund vorbei, der dann auch da bleibt und sich mit mir unterhalten will. Er sieht recht wohlhabend aus, lebt in Bombay und schreibt fuer "Bollywood". Mir ist allerdings ueberhaupt nicht nach Smalltalk zumute, denn mir gehen schon die Gedanken durch den Kopf, wie das ohne Rad weiter geht und dass mir das noch in den letzten Tagen passieren muss.
Dann aber, ca. 16 Uhr kommt der erloesende Anruf bei Mr. 1 an, dass mein Rad aufgetaucht ist und wenn es eingetroffen ist, bekomme ich es ausgehaendigt. Mann, ich bin echt total erleichtert, kann man sich leicht vorstellen.
Dann kommen Chef und Mr. 2 zurueck und schliesslich sitzen 6 Kerle und ich in seinem Buero. Wieder mal wollen sie alles wissen, aber auf die Frage, was ich als Krankenschwester verdiene, antworte ich nicht. Wir trinken noch eine Chai und am Ende habe ich mindestens 2 Heiratsantraege und die Tel. Nr. on Mr. Bombay. Und der Chef verabschiedet mich mit : Good bye Sweet..................

Mit weiteren Buerokratieformalitaeten kann ich dann endlich mein Rad haben und mache mich im schoensten Feierabendverkehr auf den Weg zum Hotel. Normalerweise waeren es nur einige 100m gewesen und ich habe die Flipflops an, konnte ich ja nicht mit rechnen. Nach einer Fastgasvergiftung und etlichen Beinahecrahs komme ich gut an und unterhalte mich am Abend auf der Dachterrasse noch mit einem Chinesen, der gerade aus Sri Lanka kommt und noch bis Dezember auf Reisen sein will......beneidenswert.

Fazit heute: egal, ob man eine Strecke von 500 oder 100 km ueberbruecken will, es geht immer ein Tag drauf.



Mittwoch, 14. März 2012

Dienstag, 13.3. - MIttwoch 14.3.

Gegen Mittag treffen die Freunde aus Ajmer ein und haben bereits ein Taxi angeheuert. Das hat natuerlich keinen Gepaecktraeger und ist somit fuer die Mitnahme des Fahrrads ungeeignet. Angeblich haben sie ein Auto mit Traeger bestellt. Also wird telefoniert, dann kommt sowas wie der Boss, der zwar nicht dick ist, aber einen Schlips traegt. Wieder etliche Telefonate, die Zeit geht dahin, sind ja auch nur 250 km und dann, ca. 1 Stunde spaeter kommt tatsaechlich ein Auto mit Gepaecktraeger auf dem Dach. Na dann mal los.

Die Strasse ist sehr gut, aber wenn ich das richtig gesehen hab, faehrt der nicht schneller als 70. Tja so kann man den Tag auch rumkriegen. Aber alles soweit komfortabel.
In Agra hatte ich ein Hotel reserviert, das war allerdings ein Griff ins Klo und ich bin einigermassen enttaeuscht. Aber es hilft nichts, hier muss ich erst mal bleiben, zumal es hier sehr wuselig ist, schon bald dunkel und ich keine Lust hab, noch ewig auf die Suche zu gehen.
Von der Dachterrasse hat man aber einen wunderschoenen Blick auf das Taj Mahal, welches morgen frueh auf dem Programm steht. Wir verabreden uns fuer 6:30 am Westtor, welches dann oeffnet.


Mittwoch

Als ich puenktlich da bin, staune ich nicht schlecht, welche Menschenmassen sich um diese Zeit schon auf den Weg machen. Die Schlange am Tor hat schon ein betraechtliches Ausmass. Die beiden wollen unbedingt einen Fuehrer, den ich letztlich bezahle und ich hab eigentlich gar keine Lust, mir die Ohren vollquaken zu lassen, schon gar nicht um die Uhrzeit.
Ausserdem will ich das ein bisschen auf mich wirken lassen und letztlich erzaehlt er auch nicht mehr, als in meinem Fuehrer zu lesen ist und was ich eh schon weiss. Es gaebe hier auch Audioguides, das ist sicher die bessere Alternative. Fuer mich kostet der Eintritt 750 Rs, fuer die Inder nur 40. Aber das ist schon o.k.

Wir betreten das Taj durch das Suedtor und es ist tatsaechlich atemberaubend schoen. Obwohl man schon so viele Bilder gesehen hat, ist es wunderschoen und laesst einen nur staunen. An vielen Punkten gibt es einen regelrechten Fotostau, da will natuerlich jeder das Topfoto machen.. Langsam steigt die Sonne hoch und laesst den weissen Marmor erstrahlen. Auch die Einlegearbeiten rund um das Mausoleum sind sehr beeindruckend. Innen ist es nicht erlaubt, zu fotografieren, aber ausser den beiden Saergen, die allerdings nicht die echten sterblichen Ueberreste enthalten gibt es auch nichts zu sehen, dafuer ist die Luft aber sehr schlecht und man haelt sich schon automatisch nicht lange auf. Von aussen jedoch kann ich mich gar nicht sattsehen und knipse, was das Zeug haelt. Die beiden Kumpels machen mehr Bilder von sich, aber immer mit dem Taj im Hintergrund. Wahrscheinlich brauchen sie noch welche, um auf Brautschau zu gehen.

Nach ca. 2 Stunden verlassen wir das Gelaende, um in einer Bude endlich was zu fruehstuecken. Rundherum gibt es natuerlich Kitsch ohne Ende zu kaufen und selbstverstaendlich alles echter Marmor mit genau den selben Einlegearbeiten wie beim Taj. Vikas kauft tatsaechlich so ein Tajmodell, welches man dann von innen beleuchten kann. Schrecklich, aber die Geschmaecker sind ja bekanntlich verschieden.

Es wird beschlossen, dass wir uns ein weiteres Taxi nehmen, welches uns zum Roten Fort und dann weiter nach Mathura bringen soll, wo wir die naechste Nacht bleiben wollen. Einige Gespraeche spaeter ist alles klar, ich checke schnell aus, worueber ich erst mal froh bin und wir besichtigen das Fort. Es gehoert zu den bedeutensten in Rajasthan. Hier hat der Erbauer des Taj, nachdem ihn sein Sohn des Thrones enthoben hat, eingesperrt und er konnte das Taj nur noch aus der Ferne sehen. Und tatsaechlich hat man von hier einen maerchenhaften Blick auf das im Morgendunst am Fluss stehende Grabmal. Ich mache auch von hier noch ein paar Bilder aber als ich mein Ministativ anschraube, kommt eine Aufseherin und erklaert, dass Stative nicht gestattet sind. Haehhh?????? Kapier ich nicht, aber fuer weitere Erklaerungen reicht das englisch nicht. Leg ich halt ein Buch unter, also manchmal spinnen sie ja schon ein bisschen..................

Mir geht das alles ein bisschen zu schnell mit den beiden, ich koennte mich hier noch ewig aufhalten. Und so merke ich mal wieder, wie schwierig es ist, alle Meinungen und Vorlieben unter einen Hut zu bringen.
Mit dem Auto geht es ins ca. 80 km entfernte Mathura, wo es etliche Tempel zu besichtigen gibt, darueber berichte ich beim naechsten mal......

Freitag, 9.3. - Montag 12.03.

Am spaeteren Vormittag gehe ich ins Garden Cafe, denn ich will ein weiteres Paket mit nicht mehr benoetigten Sachen nach Hause schicken. Obwohl ich mich mit Souvenirkaeufen echt zurueck halte, kommt halt doch das eine oder andere zusammen und auch bei den Klamotten, die ich von zu Hause mit hatte, ist einiges ueberfluessig geworden.
Ich mache also eine Tasche fertig und uebergebe sie an Sunil. Der ist gleich sehr beflissen und sucht einen passenden Karton, in den alles reinpasst und verpackt es mit viel Gruendlichkeit. Dann geht er damit zum Markt, denn hier in Indien muessen die Pakete in ein weisses Tuch eingenaeht werden. Alles ist eingenaeht, dann kommt sorgfaeltig die Adresse drauf und wird zur Post gebracht. In der Zwischenzeit nutze ich den Computer und dann kommt der andere nette Typ und bietet mir an, das Busticket fuer die Fahrt nach Jaipur zu organisieren. Da sag ich doch nicht nein und sitze da wie eine Maharani und ruecke nur noch die Kohle raus. Dafuer darf sein Bruder das alles auch mit meinem Fahrrad erledigen..............Der Bus soll am Samstag um 10:30 gehen und der Bruder will rechtzeitig da sein um beim Verstauen des Rades zu helfen und dem Busfahrer letzte Instruktionen zu geben. Na was sagt man dazu.
Zurueck im Hotel ist relaxen angesagt. Abends will ich schon mal das Zimmer zahlen, aber obwohl sie hier oft mit Visa Card Akzeptanz werben, wollen sie meistens lieber Bargeld. Da muss ich noch mal zum ATM und frage den von der Rezeption, wo der naechste ist, der auch meine Karte akzeptiert. Er will es mir erst beschreiben, aber dann, kaum, dass ich mich versehe, sitze ich als Beifahrer auf meinem eigenen Gepaecktraeger und wir fahren los. Ich bin ja skeptisch wegen der Zuladung, aber wenn ich dem gesagt haette, dass das nicht funktioniert, der haette mich wohl fuer total spinnert gehalten. Wo die mit ihren Raedern hier das 3 fache transportieren. Obwohl ich ja selbst ein gutes Polster hab, ist es total unbequem und die Strasse ist nicht die allerbeste. Letztlich muessen wir ca. 7 ATM's ansteuern, bis mal einer funktioniert. Entweder wird meine Karte nicht akzeptiert oder er ist kaputt. Ich kann aber nicht mehr sitzen und schicke ihn schliesslich mit dem Rad zurueck und laufe aus der Stadt zurueck. Der hat jedenfalls einen Mordsspass, obwohl er ein bisschen zu klein fuer die Satteleinstellung ist.

Samstag:

Ausgecheckt mit ein bisschen Wehmut und um die Ecke zum Busstand. Nach 10 sec. stehen mindestens 5 Kerle drumherum und diskutieren heftig ueber die Reifen, die Klingel, das Licht und die Gangschaltung. Dann kommt meine Unterstuetzung und schliesslich wird das Rad in den Kofferraum des Busses geladen. Es dauert noch mindestens eine halbe Stunde bis es los geht. Auch Sunil kommt vorbei und fragt. ob ich noch Wasser brauche oder Obst und ist ruehrend bemueht.
Im Bus habe ich  den besten Platz mit viel Beinfreiheit ganz vorne. Neben mir sitzt endlich mal eine Frau und wir koennen uns die Fahrt ueber gut unterhalten. Sie ist Medizinstudentin und faehrt alle 2 Monate fuer ein paar Tage nach Hause, aber heute wird es nachts 2 Uhr, bis sie wieder am College ist.
Obwohl die Fahrt recht komfortabel ist, zieht es sich dann doch ueber 8 Stunden hin, sind ja schliesslich immerhin 350 km ungefaehr. Zu verhungern braucht man hier selbstverstaendlich nicht, nur mit dem Trinken halte ich mich zurueck, da die Zeit, wann der Bus eine "Pinkelpause" macht, nicht bekannt ist. An jedem Stopp in kleinen Staedten kommen hier Verkaeufer direkt ans Busfenster und bieten Snacks und Getraenke an. Meine Nachbarin hat von ihrer Mutter gekochtes Essen und Chapatis dabei und bietet mir an, mit ihr zu essen. Ich probiere es aber nur und es ist sehr gut wie wirklich alles bisher. Obwohl ich fast nur unbekannte Gerichte bestelle hatte ich noch nie einen Reinfall.
Gegen 18:30 bin ich dann endlich an der Endstation und registriere, dass auf meinem Fahrrad im Kofferraum die Eisenleiter liegt, die benutzt wird, um aufs Dach klettern zu koennen. Tja, da muss man mal die Zaehne zusammen beissen. Ob die die ganze Fahrt schon drueber geschrammelt ist, kann ich nicht sagen, auf den ersten Blick sieht aber alles gut aus. Allerdings ist ja die Staubschicht mittlerweile so dick, dass die Kratzer so schnell nicht auf den Lack kommen ;-).
Diesmal ist auch das HOtel schnell gefunden und es ist wunderschoen. Allein schon der Eingang: ein riesengrosses Tor mit Mosaiken und Spiegeln versehen, eine grosse doppelfluegelige Tuer mit gepraegten indischen Motiven aus Metall. Wirklich beeindruckend. Das Personal ist superfreundlich und nachdem ich mein schoenes Zimmer kurz bezogen habe, gehe ich auf die herrliche Dachterrasse und lasse den Tag gemuetlich ausklingen. Ich erreiche Jens noch im Holiday Inn und wir verabreden uns fuer Sonntag mittag in seiner neuen Bleibe, die nicht weit von meinem Hotel entfernt ist.

Sonntag:

Endlich mal wieder herrlich geschlafen. Der praechtig ausgestattete Fruehstuecksraum ist im Keller, von wo es auch auf eine Terrasse geht und hier gibt es auch einen Swimmingpool. Die Auswahl der Gerichte ist gross, aber bei mir ist es ein bisschen wie Perlen vor die Saeue, da ich morgens diese, ganzen bestimmt leckeren herzhaften, Sachen nicht essen kann.
Mit dem Fahrrad gehe ich auf Erkundungstour in die Umgegend und lande schliesslich doch wieder in der Altstadt. Heute vormittag ist es noch erstaunlich ruhig und ich kann sogar mal fuer ein paar Sekunden nach rechts oder links schauen, was es so gibt. Dann ruft es hinter mir Hallo, was ja staendig passiert und ich reagiere ueberhaupt nicht. Kurz drauf ist jemand auf gleicher Hoehe und ich sehe, dass es auch ein Europaeer mit dem Rad ist. Er und seine Frau/Freundin sind aus Serbien. Sie sind 2 Monate unterwegs und haben schon 5600 km in den Beinen. Sie wollen zum Affentempel und da ich nichts vorhabe, schliesse ich mich an. Zunaechst geht es zu einem sichtbaren Tempel auf dem Berg, der eigentliche Affentempel liegt aber dahinter ein Stueck unterhalb. Voellig unvorbereitet habe ich halt die Flipflops an, was fuer solche Wege nicht die beste Wahl ist. Die Steine sind sehr glatt und bergab schiebe ich, da man leicht wegrutschen kann. Schon hier merke ich, in welchem Tempo die beiden alles abgrasen und wir haben keine Zeit, uns ein bisschen ausfuehrlicher zu unterhalten. Ich mache viele Bilder und rel. schnell sind die beiden schon wieder nicht mehr zu sehen. Das ist fuer mich ueberhaupt keine Alternative, einen Urlaub zu verleben. Alles nur im Schnelldurchgang.
Auf der Rueckseite des Berges fuehrt eine Strasse zurueck nach Jaipur, ich vertue mich ein bisschen mit der Richtung und natuerlich ist genau hier mein GPS leer, bzw. die Batterien. Ist aber nicht weiter schlimm, soviele Strassen gibt es hier schliesslich nicht. Aber auch die Sonnencreme hatte ich am Morgen nicht angewendet und so hat sich die Farbe meiner Arme und des Gesichts etwas, sagen wir mal, veraendert. Aber kein Sonnenbrand, es spannt lediglich ein bisschen. Die Haut ist ja jetzt doch schon einiges gewohnt.

Dann fahre ich zum Hotel von Jens und auf der Suche nach einem Platz, um sich gemuetlich zu unterhalten, landen wir auf der Dachterrasse meines Hotels und bleiben dann auch da, um zu essen. Da das Hotel etwas in einem Wohngebiet liegt, sind die Alternativen rundherum nicht so ueppig. Aber das Essen und das Ambiente sind hier auf jeden Fall ausgezeichnet.

Montag

Heute will ich ein weiteres Fort oben auf einem Berg besuchen, um endlich wenigstens mal wieder ein bisschen was mit dem Fahrrad ausserhalb der Staedte zu unternehmen. Einen Teil der Strasse kenne ich schon und dann kommt die Abzweigung und es sind von unten aus wie eine serpentinenreiche Alpenstrasse. Die Steigungen sind aber ueberhaupt nicht schlimm und da ich genug Wasser an Board habe, ist es gut zu schaffen. Oben faehrt man dann quasi eben auf dem Bergkamm bis zum Fort. Unterwegs lachen die Leute regelrecht, die mich ueberholen oder feuern mich an, das scheint schon irgendwie sehr abstrakt zu sein. 

An einem Tempel halte ich kurz an und der Guru schlaeft schoen auf dem Gelaende. Am liebsten wuerde ich ihn ja fotografieren, aber in dem Moment wird er garantiert wach. So aehnlich ist es dann auch und er will noch, dass ich eine Spende hinterlasse, was ich natuerlich laengst getan habe  ;-)

Das Fort ist sehr schoen erhalten und von hier hat man einen fantastischen Panoramablick auf Jaipur und Umgebung. Nach einem Snack im Cafe geht es den steilen Fussweg nach unten, der aber auch fuer mich jedenfalls nur zu schieben ist, weil er sehr steil ist.
Zurueck in der Altstadt lasse ich mich ein bisschen treiben und finde noch ein paar Kinkerlitzchen.

Abs kommt Jens wieder ins Hotel und wir lassen den Tag gemeinsam mit einem leckeren Essen ausklingen. 

Freitag, 9. März 2012

Happy Holi

Es ist ein grosses Ereignis fuer die Inder, dieses Festival zu feiern. Es laeutet den Fruehling ein, hat aber noch einen anderen religioesen HIntergrund. Und auch in den Tagen davor war auf dem Markt die Hoelle los.
Schon beim Fruehstueck ist die aufgeregte und freudig erwartende Stimmung zu spueren. Alle sind gut gelaunt, lachen mehr als sonst und sind sehr emsig dabei, alles vorzubereiten. Der Boss ist ueberall zu sehen und gibt Regieanweisungen.


Gegen 11 ist alles soweit fertig: im Hof stehen Baenke, die Musikanlage ist aufgebaut und die Beutel mit den Farben liegen bereit. Es sind grelle Farbpuder, die aber hier ausschliesslich aus Pflanzen gewonnen werden und somit nicht schaedlich sind. Jeder, der den Hof betritt, bekommt als erstes mal rechts und links im Gesicht eine riesige Portion Farbpuder aufgetragen und wird herzlich begruesst: Happy Holi !!! Es ist wichtig, dass man heute nicht die besten Sachen anhat, logisch. Aus diesem Grund hab ich mir gestern noch ein Hemd gekauft und und ziehe eine meiner Hosen an, die ich habe naehen lassen. Sehr komfortabel und sieht noch nicht mal schlecht aus. .......
Heute ist hier eine Gruppe mit sehr jungen Leuten, die aus veschiedenen Teilen der Welt fuer 3 Wochen durch Rajasthan reisen. Die Maedels sind erst ziemlich schuechtern und versuchen sich, erfolglos, vor dem Farbrausch zu schuetzen. Aber nach ein paar Glaesern Rum werden sie deutlich lockerer und schliesslich gibt es keine Hemmungen mehr. Jeder, der mag, kann sich eine Handvoll Farbpulver nehmen und einen anderen damit "einseifen". Es ist ein grosser Spass und sieht echt irre aus. Auch der Hof sieht mittlerweile aus, als habe sich ein Regenbogen in Pulverform niedergelassen. Getrunken wird ordentlich, aber ich bin vorsichtig, damit nicht schon um 12 der Tag dahin ist. Es gibt eine Menge Musik, es wird getanzt, gepudert und gelacht und alle machen mit. Ein fantastisches Erlebnis.Gegen MIttag kommen dann auch Musiker, die mit indischen Instrumenten, deren Namen ich leider nicht mehr weiss, super Musik spielen. Eine Band nach der anderen taucht auf, die Stimmung ist sehr ausgelassen und dann kommt auch noch Wasser ins Spiel. Ich bleibe Gott sei Dank verschont, aber die Reisegruppe tobt umher, angestachelt vom Tourguide. Man kann sich leicht vorstellen, was das fuer eine Mischung ist mit Farbpuder ueberall und darauf Wasser. so geht das weiter bis nachmittags gegen 4, etliche Pullen Rum wurden vernichtet dann haben wir die Meoglichkeit und die Zeit, uns auszuruhen, waehrend in einem anderen Teil des Gartens die Vorbereitungen fuer den Abend getroffen werden. Grosser Feuerkessel, Musik und Videoleinwand. Dank MP3 Player ist es heute leicht, sich authentische Musik mit nach Hause zu nehmen, ohne etliche CD's kaufen zu muessen.

Hier mal ein paar Impressionen, die allerdings nicht von unserem Fest, sondern aus dem Netz sind. Aber ich finde die Bilder sehr gelungen. Und ganz so grosse Farbmengen gab es  auch nicht..........









Klar, dass es erst mal unter die Dusche geht und es braucht schon mehrere Waschgaenge, bis alles einigermassen draussen ist. Tatsaechlich geht es aber recht gut, nur auf der Stirn und an den Fingernaegeln halten sich bis heute einige pinke Farbreste. Auch mit der Digicam bin ich schwer vorsichtig, aber es bleibt nicht aus, dass die eingepraegten Buchstaben im Gehaeuse irgendwann auch pink leuchten, aber ansonsten bleibt sie heile. Auch die Klamotten lassen sich recht gut auswaschen.


Gegen 8 faengt die Party im Garten an, tolle Atmosphaere, super Stimmung, schoene Musik. So geht das dann bis heute frueh 3 Uhr, jedenfalls fuer mich und ich weiss nicht, wann die letzten ins Bett sind bzw. ob ueberhaupt, denn die Gruppe wollte beizeiten am Morgen los.

Das mit zu erleben, ist ein einmaliges Ereignis und ich kann nur schwer nachvollziehen, wie man daran keinen Spass haben kann. Allerdings empfinde ich es auch als sehr hilfreich, dass ich hier ein paar Leute kenne und nicht voelig 
Draussen ist alles ruhig und die Strassen sind menschenleer, ein sehr seltenes Bild. Auch heute frueh merkt man, dass sich doch noch viele ausruhen muessen..............


Echt superaffengeil !!!!!!!!!!!!!!

Es ist jetzt Freitag 13:45 und ich weiss gar nicht.........irgendwie ist der Kopf doch ein wenig schwer, komisch...........


Die Hotels sind gebucht und gestern abend ruft mich Vikas, my Indian Son aus Ajmer , an und die beiden haben die Idee, fuer 2 Tage nach Agra kommen, um sich mit mir zu treffen. Na das sind doch gute Aussichten und  ich freue mich sehr, sie wieder zu sehen.

Mittwoch, 7. März 2012

Montag, 6.3. - MIttwoch 7.3.

Tja Ihr lieben Leserinnen und Leser, was soll ich erzaehlen.......... Aber ungeachtet der Tatsache, dass ich immer noch hier bin und jetzt locker noch Monate verlaengern koennte muss ich doch leider, leider, leider meine naechste Woche planen und die Hotels reservieren, was ja heutzutage Dank PC kein Problem ist.

Es ist hier ein bisschen wie im Maerchen aus 1001Nacht. Gestern durfte ich in ein anderes Zimmer umziehen, welchen noch 10 mal schoener ist , als das eh schon zauberhafte, welches ich bisher hatte. Ein Upgrade sozusagen. Die meisten bleiben hier nur fuer 1 oder 2 Naechte, aber ich habe jetzt (schon  ;-) ) nach 4 Wochen erkannt, dass es auch wunderbar ist, eine laengere Zeit an einem Ort zu verweilen und es ist halt mehr oder weniger zufaellig Bikaner geworden.
Aber auch hier habe ich jeden Tag neue Erlebnisse, die nichts mit den Sehenwuerdigkeiten zu tun haben, denn die kann man hier leicht an einem Tag oder 2 hinter geniessen.

Vorgestern z.B. hab ich zu lange geschlafen, weil mich diese verd........ Muslimprediger mit ihren fantischen lauten Gesaengen nicht haben zur Ruhe kommen lassen. Das hauseigene Restaurant war zu und zufaellig hatte ich am Tag vorher entdeckt, dass es hier ein Garden Cafe um die Ecke gibt. Also hingefahren und finde dort eine sehr angenehme Atmosphaere vor. Sehr hilfsbereit mit Tipps und Plaenen und nicht aufdringlich, wie ich es sonst oft schon erlebt habe. Kurz bevor ich dort ankomme, registriere ich ein Geraeusch am Fahrrad, kann aber auf den ersten Blick nichts erkennen und stelle es ab. Also ich fruehstuecke und wir unterhalten uns und dann hab ich die Idee, mir einen Kurta Payama zuzulegen. Das ist ein Kombination aus einem langen Hemd mit Seitenschlitzen und kurzem Stehkragen und einer weiten Hose. Er bietet mir an, mich zum Markt zu begleiten, was ich sehr gerne annehme. Wir wollen also los und dann sehe ich woher das Geraeusch kam: mein Reifen ist platt. Eigentlich wollte ich heute zum Rattentempel und es ist mittlerweile wieder fast Mittag. Da bin ja mal froh, dass das hier passiert ist und nicht irgendwo auf der Gasse. ER kennt natuerlich die Moeglichkeiten, das reparieren zu lassen und flitze nur schnell zurueck, um die Luftpumpe zu holen. Wir gehen um die Ecke und 10 min. und 10 Rs (15 Cent ) spaeter ist der Schaden behoben und der Schlauch geflickt. Selbstverstaendlich nicht ohne vorher die Innenseite des Reifens nach dem Verursacher zu untersuchen . Also hab ich meinen ersten Plattfuss in 4 Jahren auch hinter mir. Repariert wurde der Schlauch, ohne das RAd ausbauen zu muessen, was sonst doch kompliziert geworden waere.
Der Typ geht also mit mir zum Markt und ich suche Stoffe aus, die seine Tante dann naehen wird. Es ist wirklich seine Tante ;-).......Wir fahren mit meiner Beute zu ihm nach Hause und dort sind seine Frau, seine beiden Kinder, die Tante und eine Schwester. Ich werde sehr herzlich begruesst, es gibt Tee, wir sitzen auf dem Boden und unterhalten uns. Dann probiere ich eine fertige Kombination wegen der Groesse an und schliesslich wird noch die Laenge bestimmt und am naechsten Abend soll alles fertig sein: 2 Hosen und 2Oberteile. Wir mache etliche Fotos und schliesslich gibt es noch etwas leckeres zu essen, aber ich weigere mich, alleine zu essen und der Hausherr leistet mir Gesellschaft. Ich bewundere die Inder, wie lange die so im Schneidersitz auf der Erde sitzen koennen. Ich muss schon nach 5 min. meine Beine neu sortieren und komme mir sehr ungelenkig vor.
Dann verabschiede ich mich und sehe, wie die Tante, ca. MItte 40 anfaengt. schon den Stoff zu markieren. Sie sitzt in einem winzigen Zimmer auf dem Boden und hat sowas wie Schneiderkreide in der Hand. Mir unbegreiflich, wie das geht, wo ich das halbe Wohnzimmer dafuer braeuchte.

Fuer den Rattentempel ist es jetzt viel zu spaet und ich lege mich auf eine Haengematratze mit schoenem Stoff bezogen in den Schatten des Hotelgartens und hoere Musik und versuche, ein bisschen Schlaf nachzuholen.

Am Dienstag steht definitiv der Besuch des Rattentempels an und nach einem kurzem Besuch im Cafe fahre ich zum Circle, an dem die Busse nach Deshnok halten. Alles ganz easy, der Bus faehrt ca. 45 Min.
Ich bin sehr gespannt und betrete den Tempel. fuer die Inder ist er ein sehr wichtiger religioeser Ort und es gilt als besonderes Zeichen fuer Glueck, \wenn einem eine Ratte ueber die Fuesse laeuft und sozusagen nie mehr ungluecklich werden kann man, wenn man eine der seltenen weissen  Ratten entdeckt. Waehrend ich dies schreibe, sehe ich foermlich einige Gesichter vor mir und deren Schreckensaudruck und ich muss gerade richtig lachen. Wenn ihr erst die Bilder seht.........
Also die erste wartet bereits am Eingang zur Begruessung, o.k. es geht ins Heiligste und hier sieht man grosse Schalen mit MIlch oder sowas und Koernern. Rundherum sitzen die Ratten und laben sich an dem reichhaltig gedeckten Tisch. Tatsaechlich kaufen auch die Inder hier Futter und bringen es in den Tempel./ Ganz bis zum Innersten  duerfen Frauen nicht, aber immerhin kann ich viele Fotos machen. Tatsaechlich wimmelt es hier von Ratten, die allerdings deutlich kleiner sind, als wir die so aus unseren Gegenden oder von Bildern kennen. Obwohl sie so gut ernaehrt werden, sterben sie halt doch auch und bleiben dann in irgndwelchen Rinnen liegen. Wo man hinschaut, nur Ratten und es ist eine Mischung aus Faszination und Schrecken, nicht mal Ekel. Und dann tatsaechlich laeuft mir eine ueber den Fuss. Ich hab eher Angst, dass mir eine das Hosenbein hochkrabbelt oder dass ich versehentlich auf eine trete, was mir wahrscheinlich den Eingang in die Hoelle sofort garantieren wuerde.
Draussen in einer Ecke sehe ich dann tatsaechlich eine der seltenen weissen Ratten, mache auch schnell ein Bild und wuensch mir was.

Also nach soviel guten Zeichen kann ja nun wirklich gar nichts mehr schiefgehen und als ich im Cafe die Bilder mit der weissen Ratte zeige, sind sie sehr beeindruckt, manche haben sie bei 10 Besuchen nicht einmal  gesehen.

Ich will mich um das Busticket nach Jaipur kuemmern aber entgegen der ersten Aussage kann ich das Fahrrad nur mitnehmen in den Bussen, die quasi nachst fahren bzw. ankommen. Darauf habe ich nach diesen erholsamen Tagen ueberhaupt keine Lust und ich fahre nun evtl. mit einem Auto. Aber mein Freund vom Cafe will erst mal versuchen, ob er noch was arrangieren kann, weil er manche Busbetreiber halt persoenlich kennt. Inzwischen steht fest, dass ich definitiv am Samstag von hier abreise und in Bikaner das beruehmte Holifestival erleben werde. Es ist sicher gut, wenn man hier jemanden hat, der sich auskennt, wie das genau funktioniert und mich mit nimmt.

Heute frueh habe ich das Angebot erhalten, dass wir am fruehen Abend einen Ausflug in die Wueste machen, was ich mir ja nicht 2x sagen lasse und mit Begeisterung annehme..........

Nun sind auch die Hotels fuer die kommende Woche gebucht und ich werde am Samstag nach Jaipur reisen,  dort am Dienstag weiter nach Agra und dann von Freitag bis Sonntag frueh in Delhi sein. 

Sonntag, 4. März 2012

Freitag, 2.3. - Sonntag 4.3.2012

Lieber Reinhard, Du siehst, Dein Wunsch ist mir Befehl........

Aus diesem Bikaner komme ich irgendwie nicht richtig weg, es ist einfach sauheiss, um mit dem Rad eine groessere Strecke zu bewaeltigen und bei der ungewissen Unterkunftssituation muss man einfach ein paar km strampeln. Da bin ich halt doch ein Weichei und nehme wahrscheinlich am Mittwoch den Bus nach Jaipur, um mich vielleicht auch nocj mal mit Jens zu treffen.

Eigentlich wollte ich erst noch von hier aus ins Shekawati Gebiet, aber so richtige spannende Sachen gibt es da nicht und nur fuer 2 Naechte und einen Tag ist es halt auch wieder rel. aufwaendig. Also habe ich beschlossen, den o.g. Weg zu waehlen.

Die Tage vergehen mit Muessiggang, was in dieser Oase, die das Hotel bietet, nicht schwer faellt. Der Typ vom ersten Tag, Salim, will sich dauernd mit mir verabreden, ich lass mich auch mal drauf ein, aber so richtig locker laeuft die Unterhaltung auch nicht und es ist ein bisschen langweilig. Gestern abend hab ich mal ein anderes Restaurant ausprobiert, war echt auch wieder eine weitere Erfahrung. Das Essen war in Ordnung, ziemlich scharf, aber wir waren die einzigen und es kam erst mal keiner. Salim wollte nichts essen, hat dann aber doch gut zugelangt und ich haette es auch gar nicht alleine geschafft.
Er ist mit mir zum Jaintempel gelaufen, der sehr sehenswert ist und innen sehr mit Malereien ausgeschmueckt ist. Der Verkehr in den Gassen, eher oft nur Haeuserspalten, ist echt Wahnsinn und ich wundere mich fast ein bisschen, dass ich bisher unbeschadet da raus gekommen bin.
Gestern mittag wollte ich dann auch wieder zurueck ins Hotel und stand wieder an der beruehmten Bahnschranke und haette fast eine Gasvergiftung erlitten und dann noch mitten in der Mittagssonne........mir war regelrecht schlecht und ich musste mich erst mal hinlegen. Gegen 17 uhr geht es dann meistens wieder und ich krabbele wieder an die Luft. Da das Zimmer aber wunderschoen ist, macht mir das nichts aus.

Abends sitzen wir immer in der Bar und es kommen jeden Tag andere Leute und reisen meistens am naechsten Tag wieder ab.

Heute ziehe ich mal los, um mich nach moeglichen Busverbindungen umzuhoeren, der "Schalter" ist gleich um die Ecke und ich erfahre, dass jeden Tag 3 Busse nach Jaipur gehen, die allerdings auch 7 Stunden unterwegs sind. Ich werde den um 1 mittags nehmen und mir ein Hotel reservieren. Am Donnerstag ist dann wohl das beruehmte Holifestival, wo man mit grellsten Farben bepudert wird, die man hier in grossen und kleinen Saecken schon bereit stehen sieht. Da muss ich mir noch irgendwas zulegen, was ich dann wegschmeissen kann. Die Farbe soll sich angeblich gut halten........na das wird ein spass. Das heisst aber auch, dass am Donnerstag keine Busse fahren und so hab ich also noch die letzten 3 Tage, die ich hier verbringe.

Wie ich da so am Ticketschalter bin, sitzt da auch ein Typ, na ja ich sag mal koennte vielleicht mein Alter sein, oder aelter. Er spricht recht gut englisch und mischt sich gleich in meine Buchung ein, so nach dem Motto, ich sollte doch heute schon fahren, keine Ahnung warum.
Er ist total "attraktiv", besonders, wenn er abwechselnd sein tadelloses 3.Gebiss mal oben und unten wieder mit der Zunge in Position bringt. Er lacht andauernd und ist echt lustig, aber dann wird er doch schnell ein bisschen zu zudringlich mit so bestimmten Fragen und ich koennte mich echt wegschmeissen. Er zeigt mir einen Laden, in dem es eine bekannte Suessigkeit aus Bikaner gibt und ich koste sie. Dann schleift er mich zu einem Tempel, alles aber nur ein paar Meter. Die Situation ist so kurios, dass ich nur noch lachen kann. Dann trinken wir noch einen frischgepressten Saft und er kommt zack, zu seinem Anliegen: ob ich ein Doppelbett im Hotel haette und ob das andere Bett noch frei waere. Ich antworte wahrheitsgemaess und liege fast unterm Stuhl, als er anbietet, die Nacht mit mir zu verbringen..........Hallooooooo???????  Dann mache ich ihm klar, dass es da 0,0000000 Chancen gibt und dass ich auch auf so manche Fragen nicht mehr antworte. Da er aber auch immer schallend lacht, ist die Situation einfach nur zu komisch und ueberhaupt nicht bedrohlich, obwohl es sich jetzt vielleicht so anhoert, aber ich schuettele echt nur mit dem Kopf.
Dann mache ich aber auch, dass ich wegkomme.

Bisher habe ich fast ausnahmslos die Wahrheit ueber meinen "Status" erzaehlt und hatte im Prinzip noch nie Probleme. Da muessen sie einfach durch und ich hab auch schon viele Maenner getroffen, die auch keine grosse Lust haben, zu heiraten. Leider trifft man immer nur Maenner, ich wuerde mich auch gerne mal mit Frauen austauschen, aber die sieht man hier nur beim Einkaufen und nie wuerden sie einen ansprechen.Schade.

Da ich hier die Sehenswuerdigkeiten alle besichtigt habe, werde ich nun morgen doch nach Deshnok zum beruehmten Rattentempel fahren. Ist ca. 30 km von hier und wenn ich frueh genug dort bin, ist es vielleicht mit dem Gestank dort noch nicht so schlimm. Ich werde dann berichten. Wollte erst nicht dahin, aber ich hab ja Zeit und dann kann ich wenigstens mitreden. Die meisten fanden es rel. interessant dort, aber sie sagen auch einstimmig, dass man sich nicht allzu lang aufhalten moechte, was ich mir gut vorstellen kann. Aber vielleicht sammele ich ja damit noch ein paar Punkte fuer ein gutes Karma......:-))